Feuchtbodenarchäologie

Siedlungen

Modell der Bebauung am Nordufer der jungnelithischen Moorsiedlung Reute-Schorrenried. Graphik: M. Mainberger

Zu den Feuchtböden gehören aus archäologischer Sicht vor allem die Seeufer, die Moore, Flussniederungen, sowie durch Grund- oder Oberflächenwasser durchfeuchtete Sedimente. Die prominentesten archäologischen Quellen stellen hier wohl die die Uferrand- und Moorsiedlungen des südwestdeutschen und des bayrischen Voralpenlandes dar. Die auch als "Pfahlbauten" bekannten prähistorischen Fundstellen, die im ganzen Alpenraum verbreitet sind, haben wegen ihrer außerordentlichen wissenschaftlichen Bedeutung 2011 die Auszeichnung als "UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" erhalten. Uferrandsiedlungen kommen sowohl an den großen Voralpenseen wie am Rand ehemaliger Kleingewässer vor. Ein herausragendes Beispiel für eine Uferrandsiedlung am Bodensee stellt die steinzeitliche Fundstelle Hornstaad-Hörnle , ein Beispiel für eine Moorsiedlung in Oberschwaben die stark befestigte "Siedlung Forschner" dar.

Vergleichbare Fundstellen gibt es auch in Norddeutschland, etwa am Dümmer. Die Moore Norddeutschlands sind aber vor allem für ihre reichen Fundstellen von bis in die Steinzeit zurückreichenden "Bohlenwege" bekannt. Schwerpunktmäßig aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein stammen auch die sogenannten "Moorleichen", also im Moor aufgefundene und konservierte menschliche Relikte. Ein Beispiel bildet das "Kind von Windeby".

Feuchterhaltene Siedlungen in Talniederungen oder unmittelbarer Nähe von Fließgewässern gibt es ebenfalls aus allen Zeitstellungen und in ganz Deutschland. Ein Beispiel einer neolithischen "Talrandsiedlung" stellt das neolithische Dorf von Pestenacker bei Landsberg a.d. Lech dar, die Burg Schwedenschanze an der Schwinge bei Stade datiert in das frühe Mittelalter.

Wasserfahrzeuge

Eine wichtige Quellengattung aus Feuchtböden bilden Wasserfahrzeuge. Die ältesten bekannten Objekte aus dem Ostseeraum stellen die "Einbäume von Stralsund" dar.
Laténezeitlicher Einbaumfund aus dem Federseeried (Bad Buchau-Bruckgraben 2016).Suchbild: Wo ist der Matrose?. Foto: UwArc/ Max Ahl
Im Voralpenraum ist vor allem das Federseebecken mit einer großen Anzahl von Einbäumen, davon mehrere neolithisch und bronzezeitlich, bekannt geworden. Die Schiffe von "Oberstimm" und von "Mainz"stellen spektakuläre Objekte aus römischer Zeit dar. Zur Infrastruktur des römischen Wasserverkehrs gehören weiter in heute verlandeten oder aufgeschütteten Niederungen gelegene, befestigte Häfen und Schiffsländen.

Latrinen und Brunnen

Erst in den letzten Jahrzehnten gelingt es, feuchterhaltene organische Reste aus Latrinen, Brunnen und Kellern zu ergraben und auszuwerten. Während Latrinen und Keller oft aus urbanen Zusammenhängen stammen und in das Mittelalter datieren, reichen die Zeitstellungen von Brunnen bis in die Anfänge des mitteleuropäischen Neolithikums zurück.